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Wie man hier lesen kann, ist die Bezeichnung "barkeeper" im British English fast völlig unbenutzt.
Anhand meiner eigenen Erfahrung kann ich auch nur sagen, dass "bartender" viel öfter verwendet wird. Ich habe "barkeeper" noch nie im Englischen Verwendung finden sehen. Das gilt auch für American English.

Im Deutschen sagt man aber standardmäßig "Barkeeper/in" oder "Barmann".

Warum ist das so?
Hat man früher "Barhälter" oder "Thekenhälter" gesagt oder was?

PiedPiper
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cadaniluk
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    Solche Scheinanglizismen gibt es massenhaft. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinanglizismus – chirlu Dec 17 '15 at 19:30
  • Ähnlich... Warum "keeper" statt "goalie"? – Vogel612 Dec 17 '15 at 20:57
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    Genaueres weiß ich nicht, aber den Begriff gibt es im Englischen durchaus: http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/barkeeper?q=barkeep Mir scheint das also eher auf dem Niveau von „Friseur“ zu sein: Hat man in der Ursprungssprache vielleicht mal gesagt, ist im Moment aber nicht der gebräuchliche Begriff. – Carsten S Dec 17 '15 at 23:59
  • Bei kleinen Bars ist meistens der Besitzer auch der Mann hinter der Theke. – miracle173 Dec 18 '15 at 05:31
  • Im Englischen war der Begriff zwischen 1890 und 1920 weit verbreitet. Im Deutschen scheint die Verwendung allerdings erst 1980 zuzunehmen. – nwellnhof Dec 20 '15 at 11:41
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    Naja, warum sagt man so Sachen wie "Handy" (was jetzt im Englischen aus dem "Denglischen" übernommen wird)? Oder "Body Bag" (was im Englischen was ganz anderes heißt)? Oder Smoking (was es im Englischen gar nicht gibt)? – Thorsten Dittmar Dec 22 '15 at 10:51
  • @ThorstenDittmar Mit dem Unterschied, dass es "barkeeper" im Englischen wirklich gibt und die gleiche Bedeutung hat. Die Frage ist, warum solch ein Anglizismus benutzt wird, obwohl er im Englischen nicht/selten benutzt wird. Oder sehe ich das falsch? – cadaniluk Dec 22 '15 at 11:43
  • Ich würde einfach sagen, dass es der amerikanische Ausdruck ist. Bar ist ja auch eher was amerikanisches. Pubs dagegen eher britisch/irisch. – queuverflow Jan 05 '16 at 17:50
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    Barkeeper is quite common in America, very occasionally abbreviated to barkeep. In the UK traditionally there are pubs and not bars, so publican or pub keeper is customary. – Plainfeather Jan 26 '16 at 15:23
  • @Vogel612 Sowohl keeper als goalie sind auf Englisch gängig, soweit ich weiß sogar beiderseits des Teichchens. – Adam Bittlingmayer Jan 26 '16 at 18:56
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    Die Vorstellung, ein einmal aus einer Fremdsprache entlehnter und etablierter Begriff würde synchron zu dieser Vorlage gepflegt und angepasst, erscheint mir ziemlich idealistisch und von tatsächlicher Sprachentwicklung weit entfernt. – guidot Dec 26 '18 at 16:19

2 Answers2

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Es stimmt, dass barkeeper und barman heutzutage nicht so üblich sind in den englischsprachigen Ländern. Im größten solchen Land hört man heute vor allem bartender.

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Aber früher, zur Zeit der Entlehnung in viele europäischen Sprachen, war das anders. Die Antwort ist also schlicht:

Die englische Sprache hat sich geändert.

Enge Verwandte von unsrem Barmann gibt es auf Russisch (бармен), Türkisch (barmen) und so weiter.

Insofern ist Barmann kein Scheinanglizismus, was nicht garantiert, dass es bei modernen Englischsprechern weltweit als richtig oder überhaupt bekannt empfunden wird.

Das ist jetzt alles mehr oder weniger abgesehen davon dass einige Sinne von bar (z.B. Kneipe) in vielen wichtigen Varianten des Englischen mit pub konkurrieren.

Darüber hinaus ist gerade Barkeeper der Aufsteiger in den letzten Jahrzehnten.

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Ich kenne keine Erklärung dafür, vermute ganz grob Englischwahn plus Netzwerkeffekt.

Es würde mich auch interessieren, was es ersetzt hat. Wirt ging nach dem Krieg unter, hat aber viele anderen Bedeutungen.

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Statistische Vergleiche ohne Zusammenhang bringen also nur so viel, denn die Kulturen inklusive Saufkulturen haben sich im selben Zeitraum sehr geändert.

Adam Bittlingmayer
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    Ich verstehe den letzten Satz nicht. Ist „nur so viel“ hier vielleicht ein Anglizismus? – Carsten S Jan 27 '16 at 10:54
  • Bei mir herrscht ein deutsch-englisch-serbokroatisches-russisch-armenisches Durcheinander, alle Theorien sind möglich. :-) Also Du sag mir halt, was schreibt man wenn weder bringen nicht viel noch bringen viel stimmt? bringen nur einiges klingt auch nicht so fein. – Adam Bittlingmayer Jan 27 '16 at 11:09
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    Verstehe. Das Problem ist, dass meine erste Lesweise des Satzes ist, dass sie viel bringen. In dieser Lesweise bezieht sich das nur auf das weil: Nur weil die Kulturen sich sehr geändert haben, bringen statistische Vergleiche so viel. Das ergibt nur inhaltlich wenig Sinn. Wie es besser geht? Hmm, vielleicht "haben begrenzte Aussagekraft"? Etwas sperrig, ich weiß... – Carsten S Jan 27 '16 at 11:59
  • Ich will halt dass man die Ziffern kritisch betrachtet, im gesellschaftlichen Zusammenhang. – Adam Bittlingmayer Jan 27 '16 at 12:21
  • zB Wein steigt ab während die spezifischen Sorten viel öfter erwähnt werden. Einkommen, Weltanschauung, Glaube, vieles hat sich geändert. – Adam Bittlingmayer Jan 27 '16 at 12:22
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    +1 insbesonder für die Erwähnung der Entlenhungen ins Russiche und Türkische. – Jonathan Scholbach Dec 27 '18 at 11:29
  • Mit der Aussagekraft der letzten Ngram-Grafik zum Begriff "wirt" sollte man aufpassen, da dort wohl nicht nur der "Wirt" reinspielt, sondern auch viele "wirt"-Schreibweisen, die nun "wird" geschrieben werden. Mit größerem Smoothing lässt sich ein Abfall des Wirts auch erst ab ca 1960 erkennen. Link zum Ngram – mtwde Dec 27 '18 at 11:44
  • Danke, das ist problematisch. Die Lösung ist aber nicht smoothing aufzudrehen, sondern case-insensitive anzukreuzen, was ja wieder zum ursprünglichen Schluss zurückführt, oder es mit einem n-Gram wie der Wirt oder vom Wirt zu probieren. – Adam Bittlingmayer Dec 28 '18 at 09:35
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Barkeeper ist im Deutschen die geläufigere Bezeichnung, Barmann ist zwar ebenso richtig, aber seltener benutzt wegen der Tatsache, dass es kein feminines Gegenstück gibt. Denn unter einer Bardame versteht man eine Animierdame

Büffetkellner ist wohl ein älterer, deutscher Begriff, der verwendet wurde, bevor sich Barkeeper eingebürgert hat. Dieser Scheinanglizismus kommt wahrscheinlich daher, dass die "Barkeeper"-Szene zuerst eine Untergrund-Szene in den USA war, während der Zeit der Alkohol-Prohibition. Dieser Trend schwappte (wie so viele andere auch) nach Deutschland über, sodass sich dieser Begriff einfach eingebürgert hat über die Jahre.

Giraffe
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    Die Prohibition ist wohl kaum als Trend nach Deutschland geschwappt. :) – user unknown Dec 18 '15 at 00:30
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    -1 Wie wäre es mit Barfrau als weibliches Gegenstück zu Barmann? Wiki scheint den Begriff ja nicht zu kennen, mit Google findet man aber eine Menge Jobangebote dafür. Deine Antwort besteht nur aus Vermutungen die du Dir irgendwie zusammenreimst. – miracle173 Dec 18 '15 at 04:19
  • @userunknown Es ist wohl logisch, dass der Trend der Barkeeper-Szenen gemeint ist und nicht der Trend der Prohibition. Immerhin wird dies nur im Nebensatz erwähnt. – Giraffe Dec 20 '15 at 17:43
  • Barkeeperszenen können ein Trend sein? Das wusste ich nicht. – user unknown Dec 21 '15 at 01:13
  • Ich glaube der Smiley am Ende von @userunknown Kommentar soll Ironie ausdrücken (korrigier' mich falls nicht). Davon abgesehen ist deine Antwort ganz interessant aber geht meiner Meinung nach nicht wirklich auf meine Frage ein. – cadaniluk Dec 26 '15 at 18:31
  • "Büffet" klingt mir jetzt aber nicht übermäßig deutsch... :) – Gerhard Jan 27 '16 at 09:36