6

Ich bin dabei Heines Lorelei auswendig zu lernen und es ist mir aufgefallen, dass es anscheinend kleine Variationen des Textes gibt.

Am üblichsten scheint folgende Fassung zu sein:

Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Aber man findet auch:

Ein Märchen aus uralten Zeiten,
Das geht mir nicht aus dem Sinn.

und auch Zwischenversionen (uralten + kommt).

Ich möchte von euch erfahren:
Hat Heine wirklich mehrere Versionen geschrieben? Oder sind das Druckfehler? Gibt es eine "richtige, offizielle" Version?

Und, letztendlich, hieß diese verführerische junge Dame Lorelei oder Loreley oder Lore-Ley oder...?

splattne
  • 39,122
  • 19
  • 149
  • 235
Georges Elencwajg
  • 4,546
  • 22
  • 43
  • sowohl i als auch y ist mögich: http://www.duden.de/rechtschreibung/Loreley – John Smithers Oct 24 '11 at 11:40
  • @splattne: in meiner Frage hatte ich geschrieben: "...dass es scheinbar kleine Variationen gibt..." und du hast das zu: "... dass es anscheinend kleine Variationen gibt" korrigiert. Was ist der Unterschied? – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 20:49
  • 2
    @Georges scheinbar bedeutet "(nur) zum Schein", sprich: Es scheint so zu sein, ist aber nicht so. Anscheinend bedeutet "Es hat den Anschein / offenbar" – also im Sinne von "vermutlich", "alles deutet darauf hin". Diesen Fehler machen übrigens auch sehr viele Menschen, deren Muttersprache Deutsch ist. – splattne Oct 27 '11 at 18:54
  • Danke für die (wie üblich) klare Erklärung, @splattne. Es ist ein Trost, dass viele von euch Einheimischen den selben Fehler machen:-) – Georges Elencwajg Oct 31 '11 at 10:14

1 Answers1

2

Die erste Strophe lautet im Original

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Das Gedicht wurde im 19. Jahrhundert oft vertont. Das bekannteste Lied stammt von Friedrich Silcher. Ich vermute, dass einige Textstellen geändert wurden, um die Metrik dem Rhythmus der Musik anzupassen:

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
daß ich so traurig bin;
ein Märchen aus uralten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Zur Schreibweise des Namens Loreley: Es existieren viele Varianten: Lorelei, Lore-Ley, Lurley, Lurelei, Lurlei. Auf Wikipedia beschäftigt sich ein Abschnitt mit dem Ursprung des Namens, der nicht eindeutig geklärt ist.

Heinrich Heine wählte die Schreibweise Lore-Ley in seinem 1824 geschriebenen Gedicht.


Der Vergleich im Google Ngram Viewer könnte meine These (Gedicht/Lied) unterstützen:

Heine Loreley Märchen aus alten uralten Zeiten

splattne
  • 39,122
  • 19
  • 149
  • 235
  • 1
    Hier kann man einen Blick auf Heines Originalhandschrift werfen (leider ein wenig klein, aber man kann es gerade noch lesen). – Takkat Oct 24 '11 at 14:37
  • Welche Quelle hast du für das Original, splattne? – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 18:40
  • @Takkat:darf ich dich bitten, deinen Kommentar in eine Antwort zu verwandeln? Er verdient es bestimmt. – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 18:51
  • @Georges in einem Buch nachgeschlagen; auch bei Wikipedia findet sich die "alte Zeiten"-Version; auch http://gutenberg.spiegel.de/buch/371/36 - Gegenfrage: Wo hast du "uralte Zeiten" gefunden? – splattne Oct 24 '11 at 19:00
  • Lieber splattne, die Version mit "uralten Zeiten" steht in einem französischen Lehrbuch: Assimil Perfectionnement Allemand von Volker Eisman [Das Buch ist, nebenbei gesagt, fantastisch: das beste, dass ich je gesehen habe, alle Sprachen zusammengenommen] – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 19:12
  • Aha, interessant. Ich vermute wirklich, dass das Lied etwas Verwirrung stiftet, da es sehr bekannt ist – vielleicht sogar bekannter als das ursprüngliche Gedicht. – splattne Oct 24 '11 at 19:17
  • Vielen Dank für die reiche Information und die Mühe, die du dir gegeben hast, splattne. – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 19:21
  • @GeorgesElencwajg: Ich bin mir nicht so sicher, ob wir das Bildchen hier veröffentlichen dürfen und nur als Link darauf wäre es keine wirklich gute Antwort (meine ich). – Takkat Oct 24 '11 at 21:32
  • @Takkat: OK, ich verstehe. Ich bin sicher, dass es bald eine andere Gelegenheit geben wird, eine Antwort von dir abzustimmen (ist "abstimmen" die richtige Übersetzung von "upvote"?). Danke nochmals. – Georges Elencwajg Oct 24 '11 at 23:35
  • @Georges Kennst du ein ähnliches Buch für die umgekehrte Richtung (Muttersprache Deutsch -> Lernsprache Französisch)? (Und ab ist wörtlich das Gegenteil von up, bedeutet mit "stimmen" aber nur "vote". Warum stellst du deine Kommentarfragen nicht lieber als echte Fragen? Scheinbar und abstimmen sind durchaus von allgemeinem Interesse.) – Phira Oct 28 '11 at 10:21
  • Lieber @Phira, ja das ist ein guter Ratschlag: in der Zukunft werde ich meine Fragen als echte Fragen stellen, statt in den Kommentaren zu fragen. Und: derselbe Verlag *Assimil" hat zwei Bücher für Deutschsprachige die Französisch lernen wollen ; eins für Anfänger, das zweite für Fortgeschnitte.http://www.assimil.com/descriptionProduitDetail.do?paramIdProduit=1407¶mIdMethode=1407 http://www.assimil.com/descriptionProduitDetail.do?paramIdProduit=97¶mIdMethode=97 – Georges Elencwajg Oct 31 '11 at 10:24
  • @Phira: Die Frage mit "upvote" wurde anscheinend schon aufgeworfen. Die vorgeschlagten Übersetzungen waren "aufwerten" und "hochstimmen". Gefallen sie dir? http://german.stackexchange.com/questions/998/ist-rauf-voten-und-runter-voten-eine-akzeptable-ubersetzung-fur-upvote-und – Georges Elencwajg Oct 31 '11 at 10:38
  • @GeorgesElencwajg Es ist beides ok, aber wie so oft, ist die idiomatische Lösung eine Umformulierung zb "eine andere Gelegenheit geben wird, für eine Antwort von dir zu stimmen". – Phira Oct 31 '11 at 10:56
  • Es wäre hilfreich, die genaue Quelle der Antwort anzugeben. Dass es in einem Buch steht, ist bei einem editorischen Konflikt keine besonders hilfreiche Information. Es geht ja gerade darum, dass in verschiedenen Büchern verschiedene Versionen stehen. – Jonathan Scholbach Jul 18 '22 at 12:13