Ich kann nur für mich persönlich sprechen:
Ich bin 51 Jahre alt und hasse es sehr, wenn ich z.B. bei Ikea einfach so geduzt werde. (Genau aus diesem Grund kaufe ich dort nicht mehr ein. Das gilt auch für andere Geschäfte wo ich ungefragt geduzt werde.) Ich ziehe also in der persönlichen Begegnung mit Unbekannten ganz entschieden das »Sie« vor, freue mich aber wenn mir das Du-Wort angeboten wird, und biete es anderen auch gerne an. Aber einen fremden Erwachsenen einfach so mit »Du« anzureden, halte ich für außerordentlich unhöflich.
Im Internet hingegen stört es mich gar nicht geduzt zu werden. Dort ist es Standard geduzt zu werden, und auch ich duze in der schriftlichen Kommunikation in Internetforen eigentlich jeden. In E-Mails hingegen wähle ich jene Form, die ich auch in einem normalen Brief oder im persönlichen Gespräch verwenden würde.
Wenn ich nun jemanden persönlich treffe, den ich bisher nur aus Internetforen kannte, dann prallen diese beiden Einstellungen natürlich aufeinander. Meine persönliche Lösung:
Schon bei der Begrüßung spreche ich diesen Umstand an, und biete meinem gegenüber sozusagen »ganz offiziell« das Du-Wort an, vorausgesetzt das steht mir gemäß den üblichen Anstandsregeln überhaupt zu (die Frau bietet dem Mann das Du-Wort an, der Ältere dem Jüngeren, der mit höherem Status, z.B. der eigene Vorgesetzte, dem mit niedrigerem). Das nimmt zumindest mir (und meist auch meinem Gesprächspartner) die Unsicherheit.
Falls es nicht an mir ist, das Du-Wort anzubieten, hoffe ich, dass der andere das macht. Wenn das nicht passiert, versuche ich Formulierungen zu vermeiden, in denen ich meinen Gesprächspartner direkt in der zweiten Person ansprechen muss, und warte ab, welche Höflichkeitsform mein Gesprächspartner wählt und schließe mich dann seiner Wahl an.
Falls in dieser Situation mein Gegenüber ebenfalls die Du/Sie-Entscheidung hinauszögert (das fällt ja irgendwann auf, wenn man der direkte Anrede permanent aus dem weg geht), dann wähle ich irgendwann dann das Sie.