Beschreibung und Beispiele
Der Ausdruck Lebtag wird in der Redewendung »mein / dein / ihr… Lebtag [nicht]« verwendet, um auszudrücken, dass etwas das ganze Leben lang oder bisher noch nie der Fall war. Üblicherweise wird das Possessivpronomen dabei nicht gebeugt:
Sie hat ihr Lebtag keine Kopfschmerzen gehabt.
Ich habe mein Lebtag gern gearbeitet.
Der Duden nennt allein die ungebeugte Form (Hervorh. von mir):
[all] mein, dein usw. Lebtag (umgangssprachlich: das ganze Leben lang, solange ich lebe/du lebst usw.: all ihr Lebtag hatte sie gearbeitet; daran wirst du dein Lebtag denken!)
Auch bei Wiktionary entsprechen die Beispiele diesem Muster (Hervorh. von mir):
Bedeutungen:
veraltend, nur in Wendungen: Zeit, die jemand lebt, bzw. (noch) gelebt hatBeispiele:
Mein Lebtag habe ich das noch nicht erlebt.
Das hat er sein Lebtag lang gesucht.
Auch im Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache finden sich ausschließlich Beispiele mit dieser Verwendung.
Das DWDS bestätigt dies in der eigenen Grammatik- und Beispielsektion, doch unter den dort zusammengetragenen Verwendungsbeispielen finden sich auch gebeugte Possessivpronomen (Hervorh. von mir):
Jetzt bin ich schon wieder ein paar Jahre älter und immer genau gleich mager wie ich meiner Lebtag immer gewesen bin. (Späth, Gerold: Commedia, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1980 [1980], S. 21)
Sie erlebte gestern eine Testfahrt, die sie ihren Lebtag nicht vergessen wird. (Bild, 21.03.2001)
Die Definitionen und Beispiele der genannten Wörterbücher sind sich also einig, dass das Possessivpronomen in diesem Fall nicht gebeugt wird, wohingegen die den Medien entnommenen Beispiele im DWDS eine nicht ganz so strenge Verwendung nahelegen.
Im Grimm’schen Wörterbuch findet sich schließlich ein Hinweis, aber keine Erklärung (Hervorh. im Original):
3) am häufigsten, und heute in der schriftsprache noch einzig, in festen zeitlichen formeln, accusativen und genitiven.
a) der acc. des singulars in:
der seinen lebtag nichts gethan.
Weckherlin 813;ungewis, ob der des sing. oder des plur. in der gewöhnlichen formel mein lebtag, die aus meinen lebtag oder aus meine lebtage gekürzt sein kann, ebenso dein, sein lebtag: all mein läbtag, alle zeit meines läbens. Maaler 260a;
Dass es sich um eine feste Formel handelt, mag zwar korrekt sein, erklärt aber nicht, warum dies so ist. Zugleich wird vermutet, es handle sich um eine Verkürzung aus der gebeugten Form, doch ohne dies zu belegen.
Wieso wird das Possessivpronomen in mein Lebtag nicht (oder nur selten) gebeugt? Um was für eine Konstruktion handelt es sich in linguistischer Hinsicht?