- Sie hat Schokolade bei sich.
- Sie hat Schokolade bei ihr.
Beide Sätze genügen den Regeln der deutschen Sprache und sind somit korrekt gebildet. Sie beschreiben jedoch unterschiedliche Sachverhalte, was ich verdeutlichen möchte, indem ich Kontext hinzufüge. Im Folgenden kennzeichnet Fettdruck den Besitzer der Schokolade.
Beispiel 1
Tina ist bei der Oma. Sie hat Schokolade bei sich.
(Tina ← sie ← sich)
Wo die Schokolade ist, lässt sich eindeutig beantworten: bei Tina. Das Reflexivpronomen sich bezieht sich auf das Subjekt des Satzes, d. h. auf das Reflexivpronomen sie. Das wiederum verweist auf das Subjekt des vorhergehenden Satzes, d. h. auf Tina.
Beispiel 2
Tina ist bei der Oma. Die hat Schokolade bei sich.
(Oma ← die ← sich)
Hier ist Oma Besitzerin der Schokolade. Das Reflexivpronomen sich bezieht sich wieder auf das Subjekt des Satzes, welches diesmal das Demonstrativpronomen die ist. Das verweist nun auf das letztgenannte Objekt des vorhergehenden Satzes, d. h. auf Oma.
Beispiel 3
Tina ist bei der Oma. Sie hat Schokolade bei ihr.
(Oma ← ihr)
Auch hier ist Oma die Besitzerin der Schokolade, denn das Personalpronomen ihr bezieht sich auf das letztgenannte Objekt des vorausgehenden Satzes, d. h. auf Oma
Ohne Kontext
In allen drei Beispielen sind die Bezüge also durch entsprechende Verwendung von Reflexiv-, Personal- und Demonstrativpronomen eindeutig festgelegt. Das gilt aber auch ohne den zusätzlichen Kontext. Wenn wir den Satz
Sie hat Schokolade bei ihr.
aus Beispiel 3 herausgreifen, besagt er immer noch, dass das Subjekt des Satzes, sie, bei jemand anderem, nämlich ihr, Schokolade habe. Ob sie und ihr durch irgendeinen Kontext näher bestimmt werden können oder nicht, ist irrelevant.
Schlussfolgerung
Sprachlich sind beide Sätze korrekt, aber es gibt einen inhaltlichen Unterschied. Die Frage ist also, ob die Tochter Ihres Freundes auch gesagt hat, was sie meint. Ohne weitere Informationen lässt sich das nicht beantworten.