Nomen treten in Sätzen alleinstehend auf
Katzen sind Einzelgänger
oder mit Artikeln
die Katze ist krank / unsere Katze ist krank
oder mit Adjektiven
alle lieben kleine Katzen
oder mit Artikeln + Adjektiven
die kleinen Katzen auf YouTube kennen wahrscheinlich alle.
Diese vier Möglichkeiten gibt es für den Standardaufbau einer Nominalgruppe. Wenn Artikel dabei sind, stehen diese in der Nominalgruppe vorne. Die Artikel steuern die Deklinationsweise der nachfolgenden Adjektive:
der kleine Hund - ein kleiner Hund.
Die Regel dafür ist:
Wenn ein Artikel die Genus-, Kasus- und Numerusmarkierungen trägt, bekommt das nachfolgende Adjektiv
- im Nominativ Singular die Endung -e,
- im Akkusativ Singular Femininum und Neutrum die Endung -e
- sonst immer -en, also im Plural, Dativ und Genitiv immer, und
auch im Akkusativ Maskulinum Singular.
Diese Art der Adjektivdeklination heißt schwache Adjektivdeklination.
Adjektive können jedoch auch allein die Genus-, Kasus- und Numerusmarkierungen tragen und werden dann dekliniert wie die bestimmten Artikel. Diese Art der Deklination heißt starke Adjektivdeklination. Sie gilt, wenn es keinen Artikel gibt:
Das ist doch kalter Kaffee (= uninteressant)
oder wenn das Artikelwort unveränderlich ist oder keine Endung tragen kann, wie es bei den Possessivartikeln teilweise der Fall ist. Ganz unveränderliche Artikelwörter finden sich unter Indefinita (meist als "indefinite Pronomen" bezeichnet), dazu gehört z.B. auch etwas in der Funktion als Artikelwort:
Ich trinke meinen Tee immer mit etwas frischer Milch.
Die Regel funktioniert hier so: Mit verlangt den Dativ, etwas ist unveränderlich, also muss das Adjektiv frisch die Genus- (feminin), Kasus- (Dativ) und Numerusendung (Singular) tragen, und die ist -er.
Das Problem in der gestellten Frage ist nun, dass es hier kein Adjektiv gibt:
alle ist Indefinitum (klassische Bezeichnung "indefinites Pronomen"), hier in Artikelfunktion,
und
meine ist ein weiterer Artikel, nämlich ein Possessivartikel.
Artikelkombinationen kommen vor, sind jedoch selten. Man findet öfter die nicht veränderbaren Indefinita all, solch, manch und den Frageartikel welch als eine Art Vorschaltartikel, hinter denen nachfolgende Artikelwörter und Adjektive nach den üblichen Regeln dekliniert werden:
All diese neuen Informationen sind heute ein bisschen viel für mich.
Darum handelt es sich hier jedoch nicht, da alle in seiner Artikelfunktion eine Numerus- (Plural) und Kasusendung (Nominativ oder Akkusativ) trägt, nämlich das -e .
Wie nachfolgende Artikel und Adjektive dann zu deklinieren sind, muss leider im Einzelfall nachgeschlagen werden, da sich die Indefinita in diesem Punkt uneinheitlich verhalten. Für alle gilt:
Ein nachfolgendes Adjektiv hinter alle wird schwach dekliniert. Es muss also heißen
alle frisch zubereiteten Mahlzeiten.
Im angefragten Beispiel ist meine jedoch ein Artikel und wird wie ein Artikel dekliniert:
meine / diese / die ... frisch zubereiteten Mahlzeiten
Und auch in Kombination mit vorangestelltem alle bleibt diese Artikel-Deklination erhalten, so dass alle und ein nachfolgendes weiteres Artikelwort im Plural parallel dekliniert werden:
alle meine / alle diese / alle jene ... frisch zubereiteten Mahlzeiten
Im Plural hat man bei der Kombination mit anderen Artikeln oft die Wahl zwischen deklinierbarem alle:
- N: Alle meine Freunde sitzen jetzt zu Hause und gucken Fußball;
- A: Ich habe alle meine Freunde eingeladen;
- D: Er ist mit allen seinen Freunden gekommen;
- G: Zur Freude aller seiner alten Freunde ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt;
und nicht deklinierbarem all:
- N: All seine Freunde sind jetzt im Ausland.
- A: Er hat all seine Freunde angerufen.
- D: Er hat mit all seinen Freunden Streit gekriegt.
- G: Er kennt die Telefonnummern all seiner Freunde auswendig.
Im Singular gibt es überwiegend nur das unveränderliche all vor einem Possessivartikel:
*alles mein Geld
geht nicht, es muss heißen:
- N: All sein Geld ist weg. Analog:
- A: Er musste all seinen Mut zusammennehmen.
- D: Mit all seiner Intelligenz und all seinem Fleiß hat er die Führerscheinprüfung dennoch nicht geschafft.
- G: Trotz all seines Wissens halten ihn viele Leute für ungebildet.
Wenn hier der Possessivartikel wegfällt, muss all- die Deklinationsendungen wie ein bestimmter Artikel bekommen: aller (alte) Krempel, alle Mühe, alles Geld, trotz allem Streit, mit aller Gewalt, mit allem Gepäck usw.. Eine Ausnahme gibt es beim Genitiv vor Substantiven mit Genitiv-s, dort heißt es nicht alles, sondern allen: einschließlich allen Gepäcks.
Letzte Bemerkung: Umgangssprachlich hört man für all(e) (regional?) häufig der ganze, im Plural die ganzen, und in Kombination mit mein gibt es das als mein ganzer, im Plural meine ganzen. Obwohl der Ausdruck insgesamt Artikelfunktion hat, wird ganz- hier wie ein normales Adjektiv dekliniert:
- N: Das ganze Zeug kann in den Müll (geworfen werden).
- A: Der Idiot hat seine ganzen Telefonnummern aus den Kontakten gelöscht.
- D: Mit seiner ganzen Anstrengung hat er praktisch nichts erreicht.
- G: Trotz dieser ganzen Aufregung ist dann doch alles gut gelaufen.