Die Suche nach geschlechtergerechter Sprache ist ein Prozeß, der noch nicht abgeschlossen ist. Daher ist es nicht möglich, eine allgemein akzeptierte Lösung anzugeben.
Was man tun kann, ist zu beobachten, welche Lösungen von anderen gewählt wurden, und sich dann für eine von diesen zu entscheiden. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat eine Arbeitsgruppe zum Thema geschlechtergerechte Schreibung, welche einen Bericht verfaßt hat, der einen Überblick über das Thema gibt.
Dort wird erwähnt, daß der Gebrauch des Gender-Sternchens seit 2015 in der öffentlichen Verwaltung zunimmt. Ich wähle als Beispiel die Stadt Hannover, die Anfang 2019 neue Empfehlungen für geschlechtergerechte Sprache veröffentlicht hat, welche für die dortige Verwaltung verbindlich sind.
In diesen Empfehlungen heißt es:
Verwaltungssprache soll alle Menschen
ansprechen. Frauen und Männer und jene,
die sich nicht als Frau oder Mann selbst
beschreiben. Deshalb sollen zukünftig von der
Verwaltung geschlechtsumfassende Formulierungen (z.B. Beschäftigte) verwendet werden.
Wenn eine geschlechtsumfassende Formulierung
nicht möglich ist, ist der Genderstar
(z.B. Antragsteller*innen) zu verwenden.
Laut diesen Richtlinien wäre also zunächst zu prüfen, ob eine geschlechtsumfassende Formulierung möglich ist. Da ich den Kontext der infragestehenden Formulierung nicht kenne, mögen meine Vorschläge unpassend sein; aber ich denke, sie illustrieren das Prinzip.
Personalpronomen
Der Beleg wird in unserem Auftrag erstellt.
Adjektiv
Der Beleg wird in kollegialem Auftrag erstellt.
In Bezug auf die Verwendung des "Genderstar" ist der Flyer leider sehr knapp gehalten. Was die Schreibung der Artikel angeht, findet sich folgendes Beispiel:
der*die Ingenieur*in
Der Kommentar dazu besagt:
in solchen Fällen wird der
Genderstar auch zwischen den
Artikeln gesetzt (Hervorhebung meine)
Daraus leite ich ab, daß es nach den Regeln der Stadt Hannover heißen muß:
Der Beleg wird im Auftrag eines*einer … erstellt.
Die andere Frage ist die nach der Schreibung des Nomens. Wie wird verfahren, wenn die feminine Form des Nomens nicht einfach durch Anhängen einer Endung entsteht, wie es bei Ingenieur – Ingenieur-in der Fall ist? Welche der drei folgenden Varianten wäre nach den Regeln der Stadt Hannover die richtige?
1. der*die Kollege*Kollegin
2. der*die Kollege*in
3. der*die Kolleg*in
Die erste Variante wendet die Regel für Artikel auf solche Nomen an. Die dritte Variante entspricht dem Beispiel im Plural, das der Flyer gibt, wo die maskuline Endung entfernt wird und der Stamm Kolleg- links des Sternchens steht.
Liebe Kolleg*innen
Wenn man das Pluralbeispiel als maßgeblich ansieht, müßte es also heißen:
Der Beleg wird im Auftrag eines*einer Kolleg*in erstellt.
Je unschöner man diese Sternchenschreibung findet, um so mehr muß man sich um eine geschlechtsumfassende Formulierung bemühen, die des Sternchens nicht bedarf. Es sei daran erinnert, daß dieses laut den oben zitierten hannoverschen Richtlinien auch nur dann anzuwenden ist, wenn eine andere Lösung nicht möglich ist.
(Ein Nachteil des Gender-Sternchens ist übrigens, daß der Asterisk in Markdown der Auszeichnung dient und man immer \* schreiben muß.)