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Was ist der Ursprung des Suffixes "-in" zur Feminisierung eines Nomens im Deutschen, und wie unterscheidet sich seine Geschichte im Vergleich zu anderen germanischen und indogermanisch europäischen Sprachen?

Zumindest Luther verwendete den Ausdruck 'Mannin' für 'Frau', das Suffix scheint also schon etwas älter zu sein. Viele germanische Sprachen, wie etwa das Englische oder das Norwegische, haben diese Suffix jedoch weitesgehend verloren.

shuhalo
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Offenbar ist der Ablaut "-in" zur Bildung weiblicher Nomen schon sehr alt. Schon im Althochdeutschen finden wir zahlreiche so feminisierte Wörter:

chuningin (Königin), hundynne (Hündin)

Damals kamen auch Endungen -inna und -inne vor.

Franz Bopp schreibt in seinem Werk "Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Lithauischen, Gothischen und Deutschen" (Dümmler 1833 S. 1187 f.):

Im Althochdeutschen entspricht das Suffix inna, wahrscheinlich durch Assimilation aus inja für inia, so dass dem sanskritischen Feminincharakter ī sich noch der gewöhnliche Ausgang a (aus â, goth. ó) beigefügt hat. Beispiele sind: gut-inna Göttin, kuning-inna Königin, meistar-inna [...]. Im Nominativ und Akkusativ bestehen abgekürzte Formen auf in, wie gutin, kuningin (neben gutinna, kuninginna), worauf sich unsere neudeutschen Formen wie Göttin, Königin stützen.

Vermutlich stammt unser heutiges Ablaut -in als abgewandelter Form ursprünglich aus dem Sanskrit. Leider schreibt auch Bopp nur wenig zu der unterschiedlichen Entwicklung in den anderen indogermanischen Sprachen.

Takkat
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    Du meinst "stammt [...] ursprünglich aus dem Protoindoeuropäischen und ist mit der Femininendung ī im Sanskrit verwandt", oder? – Uwe Oct 08 '14 at 17:21
  • Nein nein, zu Bopps Zeiten war Urindogermanisch quasi gleichbedeutend mit Proto-Sanskrit. Dabei ist Sanskrit ein bespnders schlechtes Beispiel, nachdem dort alle kurzvokale auch im Auslaut zu a werden, – vectory Nov 12 '23 at 13:20
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Ich sehe da eine Parallele zu lateinisch una (eine), Femininform von unus einer und Zahlwort). Una/eine kann als Suffix leicht zu -in werden. Schon im Lateinischen haben wir das Feminin-Suffix -ina, zB gallus, gallina (Hahn, Henne).

rogermue
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