So, wie du die Frage stellst, lässt sie sich nur sehr schwer beantworten, daher mache ich auch erst jetzt aus einem Kommentar, den ich vor ziemlich genau 100 Tagen gepostet habe, eine »offizielle« Antwort.
Es kommt sehr darauf an, was man unter einem Modus versteht.
Wenn man damit die pure grammatische Form, also die technische Konstruktion an sich betrachtet, gibt es nur die drei Modi, die du bereits aufgezählt hast.
Eine andere Sichtweise erhält man, wenn man auf die semantische Ebene wechselt, und nach Bedeutungen fragt:
Gott sprach: »Es werde Licht!« und es ward Licht!
Rüdiger glaubte, es werde Licht wenn jemand in den Raum käme, aber der Sensor war kaput.
Zweimal dieselbe Konstruktion, beide Male Konjunktiv I.
Aber im ersten Beispiel ist es ein Befehl, also etwas, das semantisch schon recht nahe beim Imperativ steht. Germanisten würden das wahrscheinlich als Optativ bezeichnen, aber ein »echter« Optativ drückt einen Wunsch aus (»Lang lebe der König«). Auch der Jussativ (»Man nehme drei Eier und eine Priese Salz«) kommt in Frage.
Das andere Beispiel erinnert an die indirekte Rede, obwohl hier niemand redet oder geredet hat. Grammatisch ist das wahrscheinlich der coniunctivus obliquus, der eine innere Abhängigkeit ausdrückt. Weil es sich aber eben nicht um die indirekte Wiedergabe einer Rede handelt, müsste man dafür aber vielleicht doch eine eigene Kategorie definieren.
Je feiner man diese Unterschiede klassifizieren möchte, desto mehr Kategorien braucht man.
Genauso gut könnte man auch fragen: »Wie viele Fälle gibt es im Deutschen?« In jedem Lehrbuch steht: Es gibt 4 Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ). Aber ...
- »mit dem Hammer« ist ein Instrumentalis
- »im Schrank« ist ein Lokativ
- »ins Ziel« ein Allativ
- »aus Linz« ein Ablativ und
- »sehr geehrter Herr Huber« ist ein Vokativ.
All diese Fälle werden jetzt im Deutschen mit Präpositionen gebildet, werden in der urindigermanischen Sprache aber als "echte" Fälle behandelt.
Man könnte auch fragen, ob »der Toten gedenken« und »Ticket zweiter Klasse« (beides Genitiv) wirklich derselbe Fall ist, oder ob das nicht zwei verschiedene Fälle sind. Auch hier kommt es sehr darauf an, was man unter einem Fall versteht.
Das heißt: Es kommt auf die Definition an. Die einen betrachten nur die Buchstaben und Wörter auf dem Papier und fassen gleiche Konstruktionen zu Kategorien zusammen. Die anderen untersuchen Bedeutungen, und dann zerfallen gleiche sprachliche Konstruktionen natürlich in mehrere verschiedene Klassen.
Beide Sichtweisen sind sinnvoll, aber meist ignoriert man Bedeutungen und betrachtet nur die sprachlichen Konstruktionen.