12

Es gibt einige Beispiele für Markennamen, die inzwischen in den deutschen Sprachgebrauch so sehr integriert wurden, dass man bereits folgende Konversationen beobachten kann:

"Kannst Du mir ein Papiertaschentuch geben?" - "Ach so, ein Tempo. Bitte schön!"

"In welcher Schublade ist noch einmal der Tesa?"

Wann sollte man eher die gebräuchlichen Markennamen verwenden, und wann greift man besser auf die ursprünglichen Bezeichnungen zurück?

Takkat
  • 70,407
  • 29
  • 165
  • 411
  • 12
    Hm, das muss ich googeln. ;-) – splattne May 28 '11 at 09:43
  • Hab mir mal die Freiheit genommen Deinen Beispielsatz zu korrigieren. :) – deceze May 28 '11 at 09:46
  • 2
    @Takkat: Gegenfrage: Wie bestimmt man das Geschlecht? Bei uns sagt man nämlich das Tesa(film) ;) – OregonGhost May 28 '11 at 10:45
  • @OregonGhost: Ich habe 5 min. darüber nachgedacht - ist eigentlich eine weitere gute Frage. Habe mich für Film m entschieden, Band n geht warscheinlich auch. – Takkat May 28 '11 at 10:55
  • 4
    Der Tesa(film), das Tesa(band), die Tesa(rolle). Ich würde "das" nehmen, und ich find "der" irgendwie... falsch. ;-P – Jürgen A. Erhard May 28 '11 at 12:55
  • @OregonGhost bei uns auch. – FUZxxl May 28 '11 at 13:57
  • 1
    Diese Dinge sind regional sehr unterschiedlich. Ich würde da nicht Worte wie "Fön" und "Walkman" mit anderen in einen Topf werfen. (Klar ist Nutella gebräuchlich, aber wenn ich nach Nutella frage, will ich keine Nuss-Nougat-Creme vom Diskonter.) Und jetzt geh ich mir ein Tixo kaufen und bestelle dann im Gasthaus ein Obi. – Phira May 30 '11 at 10:45
  • 2
    @Phira Bei mir im Elternhaus gab es immer 'Nutella' vom Aldi. 'Nutella' ist für mich ein Gattungsbegriff. Und dann gibt es noch die 'echte Nutella'. – knut Jan 06 '12 at 10:38
  • "Nur wo Nutella drauf steht ..." – nem75 Apr 26 '12 at 16:05
  • @Phira: Und dann gibt es noch die echte Nutella von Aldi. - Die fand ich immer am besten. – Christian Geiselmann May 16 '17 at 15:34

5 Answers5

20

Um die Frage beantworten zu können, müsste man definieren, was mit "bevorzugen dürfen" genau gemeint ist.

Ich denke, in der gesprochenen Sprache ist es kein Problem - unter der Voraussetzung, dass du regionale Unterschiede berücksichtigst. In vielen Fällen klingt es sogar natürlicher, einen generalisierten Markennamen wie Tempo oder Fön zu verwenden. Und: Wer sagt schon Nuss-Nougat-Creme statt Nutella?

In offiziellen Dokumenten hingegen würde ich abwägen, ob die Verwendung zu Missverständnissen führen könnte und vielleicht immer einen allgemeinen Produktnamen verwenden. Es könnte auch sein, dass ein Unternehmen nicht möchte, dass ein Markennamen generalisiert wird, weil es wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen könnte, wenn ein von ihm Produktname durch die allgemeine Verwendung zu einem Gattungsnamen wird.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich auch Verben aus Markennamen entwickeln können. Beispiele: googeln, flexen (Winkelschleifer) und föhnen.

Hier ist übrigens eine Liste, die ich hier gefunden und etwas angepasst habe:

Markenname      Inhaber                   Generische Bezeichnung
--------------- ------------------------- -----------------------------
Aspirin         Bayer                     ASS (Acetylsalicylsäure)
Bobby-Car       BIG Spielwarenfabrik      Rutschauto
Caro-Kaffee     Nestlé                    Getreide(ersatz)kaffee
Carrera-Bahn    Stadlbauer                (spurgebundene) Autorennbahn
Fön             AEG Hausgeräte            Haartrockner
Glitzi          Vileda                    (Scheuer)Schwamm
Inbus-Schlüssel Bauer & Schaurte Karcher  Innensechskantschraubendreher
Jeep            Fiat Chrysler             Geländewagen
Kaba            Kraft Foods               Kakaopulver
Kornspitz       Backaldrin                
Matchbox-Auto   Mattel                    Spielzeug-(Modell-)Auto
Maxi-Cosi       Dorel                     Babyschale
Moc             Dalli Werke               Scheuermilch
Nutella         Ferrero                   Nuss-Nougat-Creme
Nylon           DuPont                    Polyamid
Pampers         Procter & Gamble          Windeln
Philadelphia    Kraft Foods               Doppelrahmfrischkäse
UHU             UHU                       Alleskleber
Q-Tip           Elida Fabergé             Wattestäbchen
Rollerblades    Rollerblade               Inline-Skates
Selters         Radeberger Gruppe         Mineralwasser
Tempos          SCA Hygiene Products      Papiertaschentücher
Tesa            Tesa (Beiersdorf-Tochter) Klebefilm
Tupper-Dose     Tupperware                Plastikbehälter
Walkman         Sony                      (tragbarer) Kassettenrekorder
Whirlpool       Whirlpool                 Sprudelbad
Zewa            SCA Hygiene Products      Küchenrolle
splattne
  • 39,122
  • 19
  • 149
  • 235
  • 20
    Einige, wie Fön, Flex oder Selters sind wirklich sehr gebräuchlich. Bis eben wußte ich nicht einmal, daß Fön ein Markenname ist. – mbx May 28 '11 at 10:23
  • 1
    +1; Eine hübsche Liste; Von den genannten ist mir persönlich etwas weniger als die Hälfte wirklich als Synonym für die jeweiligen Dinge gebräuchlich (Aspirin, Bobby-Car, Fön, Nutella, Selter(s), Tempo, Tesa, Tupperdose, Walkman, Whirlpool). Philadelphia ist in meinen Augen übrigens eher synonym für Doppelrahmfrischkäse, nicht für Frischkäse allgemein, wenn schon. – OregonGhost May 28 '11 at 10:50
  • @OregonGhost bzgl. "Philadelphia": ja, stimmt. Ich glaube, es gibt hier einige Begriffe, die subjektiv unterschiedlich empfunden werden. Hängt meiner Meinung nach davon ab, wie alt man ist und aus welcher Gegend man stammt. Für mich (41) war Uhu früher wirklich das Wort für Kleber, Tesa hingegen verwende ich bis heute nicht für Klebestreifen (regional bedingt). – splattne May 28 '11 at 10:55
  • 2
    Was für eine unglaublich schöne Liste! Fehlt nur noch das Geschlecht ;) – Takkat May 28 '11 at 10:58
  • 1
    @splattne: Uhu kenne ich zwar aus der Kindheit (und tatsächlich findet sich bei mir und anderen Leuten meist Uhu), aber irgendwie habe ich es nie synonym benutzt. Tesa (oder eher Tesafilm) hingegen schon immer, obwohl ich eigentlich häufig eine andere Marke verwende ;) – OregonGhost May 28 '11 at 10:58
  • 1
    @Takkat: Wäre hilfreich zum Lernen der Wörter, ja. Nur ist das halt nicht immer eindeutig :X – OregonGhost May 28 '11 at 10:59
  • @Takkat und @OregonGhost "das Rollerblade" (j/k); Scherz beiseite: Die meisten Begriffe könnte man schon eindeutig einem Geschlecht zuordnen. – splattne May 28 '11 at 11:04
  • 1
    Bei uns sagt man zu Nuß-Nougat-Creme auch Schokoschmiere – mbx May 28 '11 at 11:13
  • Glitzi und Moc sind mir nicht geläufig. – bernd_k May 28 '11 at 11:42
  • 1
    In offiziellen Dokumenten? Was genau ist das? Weil... generell: Finger weg. Markennamen heissen so weil sie (üblicherweise) geschützte Namen einer Marke sind. Und "es könnte sein" ist falsch, "es ist" ist richtig: generalisiert heisst am Ende "Markenschutz verlieren". Der Inhaber einer Marke muss diese verteidigen, sonst isse weg. Deswegen: wer nicht abgemahnt oder am Ende verklagt werden will, lässt in "öffentlichen" Dokumenten Markennamen weg (es sei denn, es ginge wirklich um genau dieses Produkt, und die Marke wird entsprechend gekennzeichnet... aber selbst dann... und hier ist ech – Jürgen A. Erhard May 28 '11 at 13:01
  • 2
    @jae Ja, so ungefähr meinte ich das. Wenn ich z.B. einen Artikel für eine Zeitschrift verfasse und darin etwas über ein Papiertaschentuch schreibe, würde ich nicht "Tempo" verwenden. Hingegen würde ich in einem Roman z.B. in einer direkten Rede nicht davor zurückschrecken, um einen Dialog authentisch zu halten. (Neurotikern empfehle ich, sich im Buch - außerhalb des Haupttextes - rechtlich abzusichern). – splattne May 28 '11 at 13:07
  • 1
    +1 für "Innensechskantschraubendreher" und "flexen", weil das einfach herrliche Begriffe sind. Und dafür, dass ich bis heute ebenfalls nicht wusste, dass "Fön" ein Markenname ist! :) Einige davon kenne ich aber nicht, z.B. Moc und Maxi-Cosi. Und Aspirin finde ich etwas verwirrend... ich kenn nur Aspirin-Schachteln auf denen Aspirin draufsteht. Was nennt man noch so? – ladybug Jun 09 '11 at 11:34
  • 9
    Die Mutter aller Markennamenbegriffe fehlt - Maggi. – Ingo Sep 08 '11 at 17:03
  • Einem Unternehmen kann nichts besseres passieren, als daß ihr Produktname zum Synonym bzw. zur Gattungsbezeichnung wird. Du wirst keines finden, das sich dagegen wehrt. – Ingo Sep 08 '11 at 17:06
  • 1
    Was ist denn Wer sagt schon Nuß-Nougat-Creme statt Nutella? für ein Argument, zumal ja möglicherweise Nutella zu einem Brotaufstrich gesagt wird, der gar keine Nutella ist. – user unknown Nov 14 '11 at 10:08
  • 1
    @Ingo: Die Mutter aller Markennamen ist aber Coke, auch wenn es von der Farbe ähnlich ist. – user unknown Nov 14 '11 at 10:10
  • 1
    Sehr schöne Liste. Ist bei uns nicht alles gebräuchlich, vieles davon schon. Mir fehlen noch "Fanta" (Orangenlimonade) und "Sprite" (Zitronenlimonade) in der Liste. – Core_F Apr 24 '12 at 08:11
  • 2
    Statt Fön schreibe ich immer Föhn; und meinte damit trotzdem den Haarttrockner, der nach dem Fallwind beannt ist… – feeela Apr 25 '12 at 16:19
  • Noch eine Ergänzung: Thermit – Wrzlprmft Feb 14 '14 at 11:30
  • Vorsicht, Inbus steht für sich genommen erstmal nur für Innensechskant, der Inbus-Schlüssel ist also ein Innensechskantschlüssel (das L-förmige Ding mit sechseckigem Profil), ein Inbus-Schraubendreher ist ein Innensechskantschraubendreher (Schraubendreher mit vorne sechseckigem Profil). – Raketenolli Aug 16 '16 at 08:17
  • 1
    @Raketenolli Genau. Ein INnensechskant(schlüssel) der Firma Bauer und Schaurte. Ein Akronym. Wie auch immer, ich vermisse Lenor. Und Pril! Es gibt ja sogar Prilwasser (Wasser mit einem Schuss Geschirrreiniger.) – PerlDuck Aug 16 '16 at 09:49
  • Das österreichische Equivalent für den Caro-Kaffee wäre Linde-Kaffee (http://www.lindefiguren.at/geschichtliches/) – Dohn Joe Aug 17 '16 at 15:36
  • 1
    Sehr interessante Liste - mir war beispielsweise bis gerade eben nicht klar, dass Whirlpool ein Markenname ist und Sprudelbad hätte ich ehrlich gesagt nicht verstanden (vielleicht ein Bad, in das Mineralwasser eingefüllt wurde?). Ich gin bislang davon aus, dass das eines der Produkte ist, für die einfach kein deutscher Ausdruck existiert. – O. R. Mapper May 16 '17 at 13:51
  • es heißt föhnen und nur föhnen ist richtig http://www.duden.de/rechtschreibung/foehnen – adjan May 16 '17 at 16:47
  • Mir fehlen in der Liste noch die Weck-Gläser :) – Arsak May 16 '17 at 20:05
11

Man sollte eigentlich nie Markennamen bevorzugen. Einige Marken sind halt nur eben in den täglichen Sprachgebrauch eingeflossen, was aber noch lange nicht bedeutet, daß sie die ursprünglichen Worte ersetzt haben.

Auch wenn jeder um dich herum von Tempos spricht, steht es dir trotzdem frei sie Papiertaschentücher zu nennen. Die offizielle Regel, wenn es denn eine gäbe, würde dir bestimmt sogar Recht geben. Es ist letztendlich Geschmacksache.

deceze
  • 2,743
  • 25
  • 27
6

Wann greift man besser auf die ursprünglichen Bezeichnungen zurück?

Wenn Du ein Händler/Wirtschaftstreibender bist, und nicht die Marke, sondern ein Konkurrenzprodukt anbietest. Wer auf der Frühstückskarte 'Nutella' anpreist, der muss auch Nutella verkaufen, wer Tesafilm bei Ebay einstellt, der sollte auch Tesafilm haben.

Immer, wenn es um Haftungsfragen geht, und wenn Präzision essentiell wichtig ist. Wenn man als Gesundheitsminister vor dem Verzehr von Philadelphia warnt, obwohl man allgemein Frischkäse meint, oder wenn man vor Frischkäse warnt, obwohl nur Philadelphiaprodukte betroffen sind.

user unknown
  • 23,274
  • 4
  • 47
  • 97
1

Es wundert mich, dass in einem Forum, das die deutsche Sprache zum Thema hat, noch niemand auf eine offensichtliche linguistische Einschränkung hingewiesen hat: Viele der Markennamen sind nur regional gebräuchlich.

So sind etwa die Bezeichnungen Selters, Tempo oder Tesa nur in Deutschland üblich. Wer sie in der Schweiz verwendet, riskiert, nicht verstanden zu werden. Umgekehrt versteht einen womöglich in Deutschland niemand, wenn man von Henniez, Sagex oder Bostitch spricht.

mach
  • 7,262
  • 17
  • 32
0

In Deutschland werden professionellen Bohrhämmer als Hilti bezeichnet.

Alles andere bezeichnet semiprofessionelles Spielzeug aus dem Baumarkt.

Ich habe keine Ahnung ob es in dieser Kategorie ernsthafte Konkurrenzprodukte gibt.

Übrigens es heißt die Hilti.

user unknown
  • 23,274
  • 4
  • 47
  • 97
bernd_k
  • 7,543
  • 6
  • 40
  • 62
  • Ich kenne mich nicht aus, habe mir aber sagen lassen, dass DUSS Bohrhämmer auch ganz gut sein sollen. ;) – hmundt Feb 20 '12 at 12:42
  • 1
    @feeela Makita ist Spitze als Presslufthammer (hab selbst schon damit gearbeitet). Hilti sind anerkanntermaßen der Maßstab bei Bohrhämmern, gibt aber auch viele Handwerker, die mit Bosch arbeiten. Auf der Baustelle lässt niemand seine Hilti aus den Augen, die Bosch dagegen kann man schon mal unbeaufsichtigt lassen :) – Eugene Seidel Apr 26 '12 at 20:50
  • 3
    Diese Antwort grenzt ja schon sehr stark an Produktwerbung … – Jan May 12 '15 at 09:40