Du gehst von der nicht weiter hinterfragten Prämisse aus, es gäbe so etwas wie generische Feminina. Diese Prämisse trifft aber nicht zu. Daher ist deine Frage ebensowenig beantwortbar wie die Frage, warum der Mond ausgerechnet aus Käse ist. Es gibt keine generische Feminina und der Mond ist aus Gestein.
Generische Maskulina erkennt man daran, dass es eine Möglichkeit gibt, davon eine weibliche Form abzuleiten:
- Singular: der Arbeiter → die Arbeiterin
- Plural: die Arbeiter → die Arbeiterinnen
ebenso: Patient, Benutzer usw.
Das Wort »die Kraft« ist kein Wort mit einem generischen Geschlecht, denn es gibt keine Möglichkeit, davon eine Form mit einem anderen Geschlecht abzuleiten. Das gilt auch, wenn dieses Wort der letzte Bestandteil eines Kompositums wie z.B. »die Fachkraft« ist. Damit kann man zwar sowohl männliche als auch weibliche Personen bezeichnen, das grammatische Geschlecht des Wortes ist aber in beiden Fällen weiblich. (Auch die grammatisch sächlichen Wörter »das Weib« und »das Mädchen« bezeichnen Personen, bei denen das biologische Geschlecht nicht mit dem grammatischen übereinstimmt.)
Für das Wort »die Person« gilt genau dasselbe.
Es gibt aber auch sächliche Wörter, die man gleichermaßen für männliche wie für weibliche Personen verwenden kann:
- das Baby
- das Kind
- das Genie
- das Naturtalent
Wenn eines dieser Wörter ein generisches Neutrum wäre, müsste es einen Weg geben, davon eine männliche Form und auch eine weibliche Form abzuleiten. Das ist aber nicht der Fall.
Und es gibt sogar mindestens ein männliches Wort, das für Personen beiderlei Geschlechts verwendbar ist, ohne das es sich dabei um ein generisches Maskulinum handelt (für weitere Beispiele in den Kommentaren wäre ich sehr dankbar):
Eine »Menschin« gibt es nicht, daher ist das Geschlecht des Wortes »Mensch« kein generisches.
Deine Behauptung »In einer konsequent geschlechtergerechten Sprache müssten entsprechend auch generische Feminina gegendert werden« ist zwar politisch korrekt, aber ebenso sinnvoll wie die Forderung eines gesetzlichen Vaterschutzes (als Pendant zum Mutterschutz) für gebärende Väter. Man kann gerne beides fordern, und man kann das sogar als Gesetz formulieren, nur wird es in beiden Fällen niemals dazu kommen, dass solche Regeln auch angewendet werden können. Männer können nicht gebären und generische Feminina existieren nicht.